Johannes Kaczmarczyk

Johannes Kaczmarczyk studierte von 2008 bis 2014 Audiovisuelle Medien (Kamera) und gründete die Filmproduktion "Die grüne Filmagentur" aus Berlin.

Johannes Kaczmarczyk
Absolvent der Beuth Hochschule für Technik Berlin

Studiengang
Audiovisuelle Medien (Kamera) (Bachelor)

Zeit an der Hochschule
10/2008 - 09/2014

Mit seinem Unternehmen hat er sich auf die nachhaltige Arbeitsweise bei der Erstellung von Filmen für Unternehmen und Organisationen spezialisiert, die sich bewusst für die Umwelt, ökologisches Wirtschaften und das Gemeinwohl einsetzen.

Welchen Beruf haben Sie heute?

Ich bin Unternehmensgründer, Filmproduzent und Kameramann.

Welches Ereignis in Ihrem Studium war besonders wichtig für Sie?

Eines der wichtigsten Ereignisse während meines Bachelor-Studiums an Hochschule für Technik Berlin war der Dreh meines ersten fiktionalen Kurzfilms Oie°Dyssee, den wir auf Usedom und der Insel Greifswalder Oie realisiert haben. Für den Kurzfilm hatten wir im Vorfeld der Produktion eine Website zur Akquise erstellt und persönlich und vor Ort durch Zeitungsartikel geworben, um den Film zu finanzieren. Im März zur Osterzeit mit viel Wind und Sand u. a. auf einem kleinen Schiff und auf einem Leuchtturm den ersten eigenen Film zu drehen ist ein Ereignis, an das ich mich immer wieder gerne erinnere und ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Den Film gibt es übrigens hier zu sehen.
Ein weiteres markantes Erlebnis war sicherlich die Arbeit mit den Linhof-Großformatkameras im Foto-Grundlagenseminar mit Fotografie-Professor Peter Wutz. Ich hatte mir zur Aufgabenstellung “Human Cityscapes” das Ostkreuz als Fotolocation ausgesucht, das zu der Zeit einer riesigen Baustelle glich. Hier traf Altes auf Neues, die Stadt war im Wandel. Mit Hilfe von Kommilitonen fotografierten wir bei -15° die Baustelle mit den vereisten Bahnsteigen. War das kalt!

Was war eine Besonderheit in Ihrer Studienzeit?

In der Zeit meines Studiums ab 2008 entwickelte sich die Digitale Kinematografie rasant. Film wurde nun nicht mehr nur analog, sondern immer mehr digital aufgezeichnet und produziert. Dies führte zu einer neuen, ungewohnten Filmästhetik und somit zu einem Paradigmenwechsel in der Filmindustrie.

Was hat Sie in Ihrer Studienzeit am meisten geprägt?

Für mich persönlich war es 2008 mit Anfang 20 ein großer Schritt für das Bachelorstudium aus meiner Heimatstadt Köln ins aufregende Berlin zu ziehen. Das Studium hat mir viele Freiheiten gegeben und meine Persönlichkeit nachhaltig gestärkt. Durch Eigeninitiative konnte ich mich fachlich voranbringen und eigene Filmprojekte initiieren. Dabei erinnere ich mich gerne an gute Gespräche und Seminare mit Studiengangsleiter Prof. Dr. Titus Faschina, mit Kamera-Prof. Gert Stallmann & Prof. Bernd Fischer und Kamera-Dozent Peter Petrides. An der Beuth Hochschule habe ich gelernt mit viel Geduld eigenverantwortlich Projekte von A bis Z zu planen und umzusetzen und mir dazu auch die nötige Zeit nehmen zu können, neue Dinge auszuprobieren. Durch diese Projektarbeit in Zusammenarbeit mit anderen Studierenden habe ich am meisten mitgenommen. Nicht zuletzt hat das auch dazu beigetragen, meine Unsicherheiten abzubauen und meine Persönlichkeit zu stärken.

Halten Sie Kontakt zu Ihrer Alma Mater?

Ehrlicherweise recht wenig. 2017 habe ich meinen ehemaligen Studiengangsleiter Prof. Dr. Titus Faschina während eines Kurzfilm-Screenings gesprochen – und Prof. Bernd Fischer im Rahmen des Camerimage in Polen getroffen. Wir konnten uns gegenseitig zu unseren Filmprojekten gratulieren, die dort im Wettbewerb liefen. Bernd Fischer war auf dem Festival damals mit der großartigen Serie Babylon Berlin vertreten. Ich würde mir wünschen, dass ein Austausch zwischen Alumni und Dozenten seitens der Hochschule mehr gefordert und gefördert würde. Wir können mit unseren Erfahrungen in der Medienwelt den derzeitigen Studierenden z. B. einen realitätsnahen Einblick zu dem geben, was sie in der Praxis erwartet und auf was sie sich in der Branche einlassen.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

2020 habe ich zusammen mit meinem Geschäftspartner Vanouch Balian die Filmproduktionsfirma "Die grüne Filmagentur" gegründet und möchte in den nächsten Jahren den überwiegenden Teil meiner Zeit dafür einsetzen, "Die grüne Filmagentur" als Unternehmen und die Idee einer nachhaltigen Lebensweise voranzubringen – Nachhaltigkeit in den „Mainstream” zu verhelfen. Ein großer Wunsch ist es auch, einen abendfüllenden Dokumentarfilm hauptverantwortlich als Kameramann zu drehen, der sich thematisch mit meinen Interessen von Nachhaltigkeit und alternativen Lebensweisen beschäftigt.

Wie kam es zur Gründung von "Die grüne Filmagentur"?

Im Januar 2019 haben sich Vanouch und ich kennengelernt und im selben Jahr an einem Werbefilm zusammengearbeitet. Es folgte ein Social Media Spot für Forest Finance und ein weiterer Kampagnenfilm für die Deutsche Umweltstiftung. Ich hatte schon seit einigen Jahren die Idee, eine Filmproduktion zu gründen, die sich ganz der Nachhaltigkeit verschreibt. Da es sich in einem Team viel besser arbeiten lässt, in dem sich die Stärken und Kompetenzen miteinander positiv ergänzen, habe ich Vanouch gefragt, ob er sich für die Idee von "Die grüne Filmagentur" begeistern ließe. Er ergänzt mit seinem Schwerpunkt auf Konzeption und Regie wunderbar meine eigenen Kompetenzen. Zuletzt passen auch unsere persönlichen Werte wie Authentizität, Fairness und Ehrlichkeit gut zueinander.

Vanouch Balian: Ein eigenes Unternehmen aufzubauen ist immer mit gewissen Herausforderungen verbunden. Wir haben das Glück mit tollen Menschen zusammenzuarbeiten, die an unsere Idee glauben und uns helfen, unsere Ziele zu verwirklichen. Und Dank Johannes’ Vorarbeit mit dem Aufbau eines Netzwerks konnten wir gleich mit spannenden Projekten beginnen. Nun ist unsere Website seit Herbst 2020 gelauncht und wir arbeiten an unserer Unternehmensstrategie.

Was ist Ihre Vision mit "Die grüne Filmagentur"?

Unsere Vision ist es, den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit maßgeblich zu unterstützen. Ich persönlich sehe mich hier als Mittler, als Brückenbauer für nachhaltige Unternehmen und Organisationen und möchte sie dabei unterstützen ihre universelle Botschaft in die Welt zu tragen. Jeder von uns muss die Schritte zu mehr Nachhaltigkeit aktiv und selbstbewusst vorwärts gehen. Wir können nicht darauf warten, bis die Politik nachhaltige und tatsächlich effektive Maßnahmen z. B. gegen den Klimawandel beschließt.

Vanouch Balian: Ich habe mich in den letzten Jahren oft gefragt, wie denn mein Beitrag aussehen könnte, um gesellschaftliche und die Umwelt betreffende Herausforderungen zu meistern. Genauso wie Johannes, ist mir ein nachhaltiger Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen sehr wichtig, ebenso wie der Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt. Mit "Die grüne Filmagentur" einen Beitrag dazu zu leisten, gibt unserer Arbeit einen übergeordneten Sinn. Mein Wunsch und Ziel wäre es, dass wir in einigen Jahren ein auf Nachhaltigkeit basiertes Verhalten als Norm ansehen.

Mit wem setzen Sie Ihre Vision um?

Wir arbeiten nur mit Firmen, die nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten oder in ihrer Organisationsstruktur einen starken nachhaltigen Fokus haben. Glücklicherweise gibt es bereits viele Unternehmen und Organisationen, die hier wichtige Pionierarbeit leisten. Diese Unternehmen möchten wir dabei unterstützen, ihre Botschaft nach außen zu tragen. Das tun wir derzeit durch Bewegtbildinhalte wie Branded Content, Filmportraits, Dokumentar- und Animationsfilme oder klassische Werbefilme. In Zukunft möchten wir noch weitere Medienarten mit einbeziehen. Für die nächsten zwei Jahre stelle ich mir vor, bei "Die grüne Filmagentur" mit einem fest angestellten Team von 4-5 Mitarbeiter*innen gemeinsam neue, nachhaltige Ideen tatkräftig voranzubringen.

Wie transportieren Sie Ihre Ideen?

Wir konzentrieren uns mit unserer Arbeit auf Filme, die möglichst auch emotionale Geschichten erzählen. Diese holen den Zuschauer besser ab, als reine Erklär- oder Bildungsfilme.

Vanouch Balian: Das kommt ganz auf das Thema und die jeweilige Aufgabenstellung an. Generell finde ich, dass Filme in erster Linie unterhalten und den Zuschauer auf irgendeine Art berühren sollten. Wenn sie das tun, kann man in kleinen Dosen didaktische Inhalte, sozusagen durch die “Hintertür” in die Filme hineinschleusen. Eine weitere Strategie kann auch sein, nachhaltige Handlungsweisen als „selbstverständlich” darzustellen und diese immer wieder in einem positiven Kontext zu zeigen.

Was würden Sie gerne einmal umsetzen?

Serielle Formate für ein nachhaltiges Unternehmen fände ich auch sehr reizvoll. Gerne etwas, dass kontinuierlich weitererzählt wird und dazu beiträgt eine Fan-Gemeinde auf Plattformen wie Youtube oder Instagram aufzubauen. Ein anderer Wunsch wären mehrteilige Filmportraits von Pionieren aus der Nachhaltigkeit, die Zuschauer mit ihrer Begeisterung für das Thema anstiften, auch selbst aktiv zu werden. In der Covid-Pandemie haben wir für ein Filmprojekt sogar schon Interviews remote mit Interviewpartnern aus der Ukraine, Moldau und Russland gedreht. Wir haben also viele Ideen und Möglichkeiten.

Vanouch Balian: Ich würde mich ebenfalls freuen, mit "Die grüne Filmagentur" ein serielles fiktionales und/oder dokumentarisches Format umsetzen zu können.

Was ist Ihnen beiden besonders wichtig?

Ich möchte mein Handeln und alle beruflichen und persönlichen Entscheidungen in den Dienst dieser Vision stellen, den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit maßgeblich zu unterstützen.

Vanouch Balian: Es gibt einige Dinge, die mir wichtig sind, aber im beruflichen Kontext, ist mir ein fairer, gerechter Umgang zwischen allen Beteiligten vor allem zwischen Auftraggeber und Produktionsfirma/Filmagentur wichtig. Den Raum zu haben, kreative Ideen zu verfolgen und diese zu diskutieren. Gemeinsam auf Neues zu kommen.

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