Wann Menschen Roboter akzeptieren

In der Industrie, im Service oder in der Pflege – für Roboter gibt es viele Einsatzgebiete. Damit sie Menschen im Alltag unterstützen können, müssen sie jedoch eine wichtige Voraussetzung erfüllen. Ein Gespräch in der Reihe "Drei Fragen, drei Antworten" mit Prof. Dr.-Ing. Ivo Boblan, der an der Berliner Hochschule für Technik zu menschenähnlichen Robotern forscht.

Prof. Dr.-Ing. Ivo Boblan
Prof. Dr.-Ing. Ivo BoblanBild: Martin Gasch

Prof. Dr. Boblan, Sie sind Sprecher des BHT-Forschungsverbunds „Humanoide Robotik und Mensch-Technik-Interaktion (HARMONIK)“. Was macht Roboter so spannend?

Roboter können uns viel abnehmen. Sie sind ununterbrochen im Einsatz, und sie arbeiten viel präziser als wir. Wir beschäftigen uns nicht mehr nur mit Knick-Arm- oder SCARA-Robotern, also den in der Industrie verwendeten Gelenkarmroboter. Die Forschung geht in Richtung menschenähnliche Roboter. Sie haben Ellenbogen-, Schulter-, Knie- und andere Gelenke – und damit auch mehr Freiheitsgrade in der Bewegung. Das Spannende ist: Man kann sie über frei verfügbare Software programmieren und sie nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen steuern. Das ist auch für Studierende sehr einfach und schnell zu erlernen.

Roboter ziehen zunehmend in unseren Alltag ein: Wo liegen die Herausforderungen in der Entwicklung?

Monotone Tätigkeiten stundenlang auszuführen, ist für uns Menschen weder angenehm noch gesund. Roboter hingegen können das sehr gut. Industrie-Roboter schweißen oder lackieren beispielsweise in der Automobilindustrie sehr zuverlässig und genau. Die Herausforderung liegt jetzt darin, Robotersysteme so weiterzuentwickeln, dass sie den Menschen im Alltag, also im Haushalt oder in der Pflege entlasten. Indem sie etwa Physiotherapeut*innen beim Heben und Tragen unterstützen. Oder indem sie älteren Menschen schwer zu erreichende Gegenstände holen. Es geht um körperlich belastende Routine-Tätigkeiten. Die Menschen werden sie allerdings nur dann akzeptieren, wenn wir sie so menschenähnlich wie möglich machen. Damit meine ich kein „humanoides“ Aussehen, sondern ein „humanoides“ Verhalten. Ganz wichtig: Reden, Zuhören und andere soziale Interaktionen sollen weiterhin Menschen übernehmen.

Was ist das Ziel des Forschungsverbunds HARMONIK?

Mit dem Forschungsverbund, der 2020 an der BHT ins Leben gerufen wurde, möchten wir anhand existierender Robotersysteme die Mensch-Roboter-Interaktion optimieren. Dazu forschen 15 Professor*innen aus fünf Fachbereichen – und zwar auf verschiedenen Ebenen. Einerseits untersuchen wir, wie man intuitiv mit einem Roboter kommunizieren will, etwa um ihm mitzuteilen, dass er doch bitte eine Kiste aufheben soll. Spricht man ihn an, steuert ihn mit einem Joystick oder schaut man ihn an und zeigt dabei gleichzeitig auf die Kiste? Andererseits wollen wir, um die Interaktion zu verbessern, die Robotersysteme verändern, ohne sie immer wieder neu kosten- und zeitintensiv entwickeln zu müssen. Das machen wir mithilfe von Virtual Reality, indem wir die Unzulänglichkeiten der Roboter mit virtuellen Erweiterungen (Augmented Reality), wie zum Beispiel einem Kopf oder filigranen Händen, überblenden und diese vermischte reale und virtuelle Welt in der Mensch-Roboter-Interaktion testen.


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