in memoriam

Prof. Dipl.-Phys. Helmut Kubitza

Fachbereich II, Physik

Helmut Kubitza gehörte zu den Professoren der ersten Stunde der Technischen Fachhochschule Berlin – und er kannte noch die Zeiten der Ingenieur-Akademie. Geboren 1930 in Berlin, erlebte er die schweren Zeiten des Nationalsozialismus und den Krieg. 1947 machte er sein Abitur an der Menzelschule, dem heutigen Gymnasium Tiergarten und studierte Physik an der Humboldt-Universität Berlin und an der Uni Heidelberg.  Dort beendete er sein Studium mit dem Physik-Diplom 1954. Wir haben uns oft über Heidelberg ausgetauscht, denn ich folgte ihm – natürlich ohne von ihm damals zu wissen – sechs Jahre später, als ich in Heidelberg begann, Physik zu studieren. Für Helmut Kubitza waren diese fünfziger Jahre keine leichte Zeit. Er musste sein Studium durch Arbeiten selbst finanzieren und war daneben auch für die Familie verantwortlich.

Zurück in Berlin arbeitete er als Physiker bei OSRAM bis 1966. Angefangen hatte er bei OSRAM schon vor dem Studium als Praktikant und war schließlich in der Firma Laborleiter. Neben dieser Tätigkeit ging er seit 1964 einer Beschäftigung als Lehrbeauftragter an den Vorgängereinrichtung der TFH nach, eine Art von Kooperation zwischen Industrie und Akademie, die auch heute noch für Fachhochschulen, den „Universities of Applied Sciences“, wichtig ist.

Mit der Gründung der THB Berlin 1971, also vor 50 Jahren, war er Mitglied des Lehrkörpers und hat sich vor allem um den Aufbau und den Betrieb des Physiklabors gekümmert. Ich lernte ihn kennen, als 1976 das ergänzende Hochhaus, das Haus Grashof schon drei Jahre stand, die TFH gegründet war und er das Physiklabor im Haus Grashof leitete. Die umfangreiche Umorganisation der Physiklabore aus dem Haus Gauß und Grashof und die Verlagerung an einen Platz im Haus Grashof hat er mitbewirkt. Als das Herzzentrum der Berliner Charité im Rudolf Virchow Klinikum die Bildung eines Medizintechnik-Studiengangs an der damaligen TFH anregte, unterstützte er das Vorhaben. Das Ergebnis war der heutige Studiengang Physikalische Technik – Medizinphysik.

Er war ein aufmerksamer und vielseitiger Laborleiter. Er duldete keine Nachlässigkeiten im Labor. Bedienungsknöpfe an Apparaturen, an denen die Studierenden im Praktikum arbeiten sollten, die nicht ordentlich vor Missbrauch oder versehentlicher Bedienung geschützt waren, duldete er nicht und warnte vor möglichen Folgen, wenn eine unkontrollierte Nutzung möglich war. Sicherheit war für ihn nicht verhandelbar.

Ich lernte ihn und seine freundliche, kollegiale, vielseitig interessierte und geistreiche Seite erstmals kennen, als er in den 1980er Jahren den Posten eines Leiters der Physiklabore abgeben wollte. Er rief mich verschiedentlich in sein Dienstzimmer – und ich vermute, er examinierte mich, ob ich mich dazu eigne, das Labor mit vielen Mitarbeitern zu leiten. Zunächst aber unterhielten wir uns über die verschiedensten Dinge und Inhalte und er flocht ein, dass er sein Amt abgeben wolle. Schließlich machte er Ernst und fragte, ob ich sein Nachfolger werden wolle. So folgte ich ihm in sein Amt auf seinen Vorschlag und mit „dem Segen“ der Gruppe der Physiker im Fachbereich.

Als er in den Ruhestand ging, ergriff er ein neues Studium. Er studierte an der Humboldt Universität Theologie. Über Naturwissenschaft und Theologie hatten wir häufig diskutiert. So begegnete ich ihm an der Humboldt wieder, als er mich im Namen seiner Professoren zu Vorträgen über das Thema einlud. Mein Eindruck war, Helmut Kubitza war ein intensiv Suchender, in der Physik, in der Theologie. Ihn, der wohl keiner Kirche angehörte, interessierte, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Wenn man diese Frage ernst nimmt, so verstand er die Suche, muss man in allen Bereichen forschen, die angeben, darüber etwas sagen zu können. Nach den Naturwissenschaften war das die Theologie. Bis in die letzten Jahre, als er schon in der Nähe seiner Tochter in Hannover wohnte, haben wir über diese Fragen diskutiert.

Für die Hochschule war er unter den ersten, die die TFH aufgebaut und durch schwierige Zeiten und gute Zeiten geführt haben. Er hat sich sehr um die Technische Fachhochschule Berlin und die Beuth Hochschule für Technik, die heutige Berliner Hochschule für Technik verdient gemacht. Er war ein vertrauensvoller Kollege, mit dem mich gemeinsame Interessen verbanden und den ich nicht vergessen werde.

Prof. Dr. Gerhard Ackermann

 

Zurück