In Krisen- und Kriegsgebieten die Gesundheitsversorgung aufrecht zu erhalten, ist keine leichte Aufgabe. Moderne Medizintechnik ist für den Einsatz unter extremen Bedingungen kaum geeignet. Spezielle Ersatzteile sind schwierig zu beschaffen, die Module meist sehr groß und nur von Fachleuten zu reparieren. Hinzukommt: Die medizinischen Geräte müssen auch unter extremen Bedingungen wie schwankenden Temperaturen, Feuchtigkeit, Staub oder Transport über holprige Wege funktionieren und zuverlässige Ergebnisse liefern.
Die Arbeit in mit minimalen Mitteln und lokalem Personal trotzdem zu ermöglichen, war das Ziel im Projekt „remo2hbo“. Dafür arbeiteten Forschende der BHT und HTW mit der unabhängigen Hilfsorganisation Cadus zusammen, die seit 2014 Schwerstverletzte in Katastrophengebieten versorgt. Gemeinsam entwickelten sie den Prototypen für ein kostengünstig reparierbares und robustes Vitalparametermonitoring.
Monitoring-Systeme überwachen die Grundfunktionen des Körpers: Herzfrequenz, -rhythmus und Blutdruck, Körpertemperatur und Sauerstoffsättigung im Blut. Sie kommen bei der Ersthilfe, während Operationen und bei frisch operierten Menschen zum Einsatz. Damit sie auch im mobilen Krankenhaus funktionieren, entwickelte das Team der BHT eine Hardware, die aus einfachen Bausteinen und weltweit verfügbaren Universalsteckern besteht. Dank modularem Aufbau und farblich gekennzeichneten Bauteilen lässt es sich leicht nachbauen. Die HTW steuerte die open-source-basierte Informations- und Kommunikationstechnologie bei, die sicheren Datentransfer auch in Regionen ohne Internet gewährleistet. Der Prototyp besteht aus einem Raspberry-Pi-Microcomputer, Standardschnittstellen und eigens entwickelten Messplatinen mit Sensoren. Die Messwerte können direkt auf einem Display oder auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets dargestellt werden. Die Daten werden auf einem Radius von 50 Meter via Bluetooth und USB-Schnittstelle übertragen.
Nach Projektende entwickelt eine GitHub-Community den Prototypen weiter. Die Dokumentation, Baupläne, Platinenlayouts und der Softwarecode sind frei verfügbar, sodass langfristige Tests der Hard- und Software, die Entwicklung eines staubdichten Gehäuses und die Einstellung von Grenzwerten mithilfe medizinischen Personals erfolgen können.
07.2017 - 08.2019
Institut für angewandte Forschung Berlin
Prof. Dr. Ingeborg Beckers
Fachbereich II – Mathematik – Physik – Chemie
Forschungsverbund Data Science +X