"Ein klares Vielleicht"

Die Berliner Hochschule für Technik (BHT) soll auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel den dringend benötigten zweiten Campus erhalten. Nun die Hiobsbotschaft: Der Zeitplan verschiebt sich um Jahre, die Kosten steigen. Ein Kommentar von BHT-Präsidentin Dr. Julia Neuhaus.

"Eine Investition in Wissen bringt die besten Zinsen." Dieses Zitat von Benjamin Franklin ist einer der ersten Sätze meiner Doktorarbeit. Was vor 250 Jahren galt, können wir auch heute quantifizieren. Was im Kleinen für jeden persönlich gilt, gilt ebenso auch im Großen. Neben den Haushaltskürzungen kürzt der Berliner Senat auch an Infrastruktur für uns als Berliner Hochschule für Technik (BHT).

Konkret haben wir letzte Woche die aktuellen Planungen zum Umbau des Terminals A erfahren. Statt 2030 soll die BHT erst 2035 einziehen, statt ca. 500 Millionen Euro soll der Umbau durch die Verzögerung über 800 Millionen Euro kosten. Was bedeutet das?

Für die BHT? Weiter studieren im Provisorium - zum Glück sind unsere Profs. und Lehrenden so super, dass unsere Studis inhaltlich nicht drunter leiden.

Für das Land Berlin? Wir haben die Blaupause der Entwicklung eines solchen Zukunftsortes in Adlershof. Durch kluge Investitionen können dort selbst in Rezessionszeiten zweistellige Umsatzsteigerungen und eine wachsende Zahl an Unternehmen, Arbeitsplätzen und vielfältige Innovationen erwirtschaftet werden. Aber wie viel kann Adlershof noch wachsen?

Für den Berliner Senat? Nach aktueller Planung wurden knapp 80 Millionen Euro für den Umbau vom Terminal A bis 2030 eingeplant. Das ist ein klares Vielleicht zum Gesamtprojekt.

Wir müssen uns doch die Frage stellen:

1. Wie lange wollen wir auf ein prosperierendes weiteres Innovationszentrum verzichten?
2. Als Stadt, die vom Wissen und ihrer Innovationskraft lebt, woraus soll sich das Land ohne weitere Wachstumsflächen hin entwickeln?
3. Wie viele stillgelegte denkmalgeschützte Flughafenterminals will Berlin unterhalten?

Als Präsidentin schaue ich mit Sorge auf die Entwicklung für die Fachkräfteausbildung im MINT-Bereich. Als Ökonomin und Berlinerin verstehe ich die Investitionsentscheidungen nicht. Es wird ein weiteres Mal an dem Ast gesägt, auf dem die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sitzt. Durch das nunmehr dargestellte Vielleicht wird die Perspektive auf Zusammenwirken von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in Tegel in ferne Zukunft rücken.

Wir machen weiter und gestalten für unsere Studierenden, für den MINT-Sektor.

 

Dieser Kommentar erschien auch als Linkedin-Beitrag

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