Seide, Maulbeeren und Hugenotten

Architekturstudierenden zeigen in der Open-Air-Ausstellung „Maulbeeren, Kreuz und Seide – Zeitreise ins alte Tiergartenviertel“ Fotografien im Stil barocker Stillleben. Eine visuelle Reise führt durch Geschichte, Natur und Bildwelten.

Kirchengebäude mit jungen Bäumen davor, als Rahmen sind Elemente barocker Stillleben montiert
Bild: Prof. Susanne Juncker (Foto und Montage)

Vor dem Bau der St. Matthäus-Kirche und des alten Tiergartenviertels standen auf dem Areal des heutigen Kulturforums einst Maulbeerbäume – angepflanzt für die Seidenraupenzucht und Seidenproduktion der Preußen, die sich vom chinesischen Seidenhandel abkoppeln wollten. Heute erinnert ein Maulbeerbaum in der »Baumschule Kulturforum« an diese Zeit – und wird zum Ausgangspunkt einer Zeitreise von der Vorgeschichte des alten Tiergartenviertels bis in die Gegenwart.

Maulbeerbäume und Seidenproduktion sind eng verknüpft mit der Geschichte der Hugenotten, die nach dem Toleranz-Edikt von Potsdam 1685 als Glaubensflüchtlinge nach Berlin und Brandenburg kamen, und technisches Wissen, darunter auch zur Seidenproduktion, mit nach Preußen brachten.   

Noch bis zum 10. August zeigt eine Open-Air-Ausstellung Fotografien in der Formensprache barocker Stillleben von Architekturstudierenden der BHT. 

Zwischen Wirklichkeit und künstlerischer Imagination

Eine visuelle Reise führt durch Geschichte, Natur und Bildwelten – vom vergessenen Seidenanbau im preußischen Berlin über hugenottischen Kulturtransfer bis hin zu künstlerischen Visionen zwischen barocker Malerei und digitaler Zukunft.

Die Architekturstudierenden haben Fotografien in der Formensprache barocker Stillleben erstellt. Sie komponierten Objekte wie Seide, Maulbeeräste und hölzerne Schatullen, von den Hugenotten nach Berlin und Brandenburg mitgebrachtes Gemüse wie Spargel, Artischocken, grüne Bohnen und Blumenkohl sowie historische Kartenfragmente und religiöse Symbole als allegorische Erzählungen über Vergänglichkeit, Identität und kulturellen Austausch.

Ergänzt werden diese »barocken« Fotografien durch experimentelle, teils KI-gestützte Collagen, die Naturmotive und Baumstrukturen neu interpretieren – zwischen Wirklichkeit und künstlerischer Imagination.

Unterstützt wurden die BHT-Studierenden von Studierenden der Agrarökologie der Humboldt-Universität (HU), die ihre Perspektiven auf Stadtökologie und Pflanzenwissen in die Wiederbelebung und Vermehrung der historischen Maulbeerbäume einbrachten - als ein interdisziplinärer Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen analoger Tradition und digitaler Transformation, Naturwissenschaften, verschwundenen Gärten und urbanem Stadtraum.

Weitere Informationen

Maulbeeren, Kreuz und Seide – Zeitreise ins alte Tiergartenviertel • Stiftung St. Matthäus

Dokumentation der Ausstellung (PDF)

Dank und Förderung

Das Team der BHT und HU um  Prof. Dr. Marcel Robischon, Prof. Dr. Susanne Junker, Prof. Gerd Sedelies und Tino Brüllke dankt der Stiftung St. Matthäus und ihrem Direktor, Pfarrer Hannes Langbein, für die Einladung zur Präsentation der Arbeiten.

Die »Baumschule Kulturforum« ist ein Projekt der Stiftung St. Matthäus in Kooperation mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Neuen Nationalgalerie und der Stiftung Berliner Philharmoniker, unter der künstlerischen Leitung von Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie, und atelier le balto.

Das Projekt wird gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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