Eigentlich sind sie "alte Hasen", und das nicht nur, weil sie bereits ihren Abschluss vor 50 Jahren an der BHT gemacht haben, die damals noch Technische Fachhochschule Berlin TFH hieß. Sondern auch, weil sie bereits ihr 40jähriges Jubiläum an der ihrer Alma mater gefeiert hatten und nun neugierig waren, was sich alles in den letzten zehn Jahren an ihrer Hochschule gewandelt hat.
Einige der Alumni stehen bis heute aktiv im Beruf und haben im Laufe ihres Berufslebens viele Innovationen kennengelernt und sind mit der Zeit gegangen. Umso begeisterter waren sie, als ihnen die Lehrenden und Mitarbeitenden aus dem Fachbereich III Studiengang Geoinformation (Geodäsie/Vermessungswesen) die Möglichkeiten der Zukunft zeigten, die schon heute an der BHT Realität sind und in der Lehre angewandt werden.
Selbst Hand anlegen
Dabei durften die erfahrenen Ingenieure im Labor für Geodätische Messtechnik ihr Können unter Beweis stellen. Jan Teschemacher bereits einige Geräte für den Unterricht an diesem Tag extra "manipuliert", damit die Studierenden die Fehler finden und korrigieren. Denn nichts ist in der Geodäsie so wichtig wie korrekte Messungen und Daten. Was für ein Spaß für die Alumni selbst zu versuchen, die Aufgaben zu lösen und die Fehler zu finden.
Im Labor für Photogrammetrie zeigte Ihnen Monika Lehmann, selbst Alumna der Hochschule und seit vielen Jahren Mitarbeiterin im Labor, wie aus Messdaten digital gestützt komplexe Lage und Gebäudepläne werden. Hierbei lag das besondere Augenmerk auf einer durch den Studiengang begleiteten Ausgrabung in Milet. Die dort durch die Studierenden aufgenommenen Daten fließen jedoch nicht nur in eine Anwendungsdarstellung auf den Rechnern der Hochschule, sondern liefern auch die Grundlage für eine 3-D Darstellung in Virtual Reality, wie die Alumni im Labor für Geomedien erfahren konnten. Mit einer VR-Brille unter kundiger Anleitung von Prof. Florian Hruby und Martin Vigerske (Mitarbeiter und selbst Alumnus der TFH) konnten sie nun dort selbst über das Ausgrabungsgelände laufen und durch Gänge gehen und versteckte Orte selbst erkunden.
Beim anschließenden Rundgang über den Campus sorgte eine weitere Entdeckung für Freude, als die Alumni die Plakette am Eingang des Ingeborg-Meising-Saal entdeckten. Prof. Meising war die erste ordentliche Professorin an der TFH, lehrte bereits an der Ingenieurakademie Beuth. Ihr Spezialgebiet: Mathematik! "Die konnte was", erinnern sich die Alumni, "bei der hat man Mathematik richtig verstanden. Sie kam rein, legte ihr Schlüsselbund auf den Tisch und hatte sofort die gesamte Aufmerksamkeit der Klasse. Das war eine Frau mit Präsenz. Einfach toll."
Der Nachwuchs fehlt
Prof. Jessica Glabsch begleitete die Alumni bei ihrem Besuch und nahm sich viel Zeit, über die aktuellen Studienmöglichkeiten im Studiengang Geoinformation (Bachelor/Master) an der BHT zu berichten. Dabei machte sie auch deutlich, vor welchen Herausforderungen der Studiengang steht. "Unser Ziel ist es, einen dualen Studiengang zu etablieren, der den Studierenden neben dem Studiengang die direkte Anbindung an die Firmen ermöglicht. Die Branche sucht händeringend nach Mitarbeitende, findet aber kaum qualifiziertes Personal." Die Alumni kennen das. Einige von ihnen suchen händeringend nach Nachfolgern für ihre gut etablierten Vermessungsbüros und Firmen. "Wir stehen vor dem Phänomen", so Prof. Glabsch, "dass die jungen Menschen eine völlig falsche Vorstellung von dem Beruf und damit auch von dem Studiengang haben." Die Folge: Es gibt immer weniger Studierende, die das Studium der Geoinformation/Geodäsie beginnen. Der Masterstudiengang an der BHT ist mittlerweile akut gefährdet.
Prof. Glabsch nutzt jede Möglichkeit auf Messen, Veranstaltungen und bei Besuchen, für den Studiengang zu werben. "Es entsteht immer häufiger der Eindruck, dass die Computer die Arbeit übernehmen. Doch das ist falsch. Computer und Digitalisierung sind nichts weiter als Hilfsmittel. Der Kopf, der dahintersteckt, ist der Mensch. Ohne den geht es nicht." - und weiter: "Die drohende Einstellung des Masterstudiengangs Geoinformation bedeutet, dass man dies nicht mehr in Berlin studierende könnte. Eine notwendige Qualifikationsmöglichkeit für einen Beruf, ohne den weder ein Haus, eine Straße noch ein bewirtschaftetes Gebiet oder Industriegelände entsteht, würde ohne Ersatz wegfallen."
Der Bachelorstudiengang Geoinformation startet wieder im Oktober, der Masterstudiengang sogar zweimal im Jahr (April und Oktober).
Wer einen sicheren Beruf mit Zukunft studieren will, für den lohnt es sich, hier reinzuschauen und sich zu informieren.