17.12.2025, 15:00 Uhr
Kreativität trifft auf High-Tech für den Bühnenbetrieb: Im Labor für Theater- und Veranstaltungstechnik bildet die BHT nach, wie ein Theater hinter den Kulissen funktioniert. Die Studierenden der Theater- und Veranstaltungstechnik erlernen reale Abläufe.
Text und Interview: Fabian Schweyher
Für Unwissende sorgt das Labor für Theater- und Veranstaltungstechnik am Fachbereich VIII der Berliner Hochschule für Technik (BHT) zu Beginn für mächtig Verwirrung. Man betritt das vermeintliche Labor – und erfährt überrascht, dass es sich um ein Studio handle. Außerdem gebe es noch vier weitere. Jedes sei eigenständig, zusammen bildeten sie aber das Labor, sozusagen einen Laborkomplex.
„Die Aufteilung spiegelt exakt die Struktur wider, wie sie in realen Theatern existiert“, sagt Laborleiter Prof. Dr. Alexander Lindau. Ein Theaterstück – besser: eine Produktion – entsteht erst aus dem Zusammenspiel von Licht, Ton, Maschinerie, Szenografie und Bühne. Und für jedes dieser sogenannten Gewerke ist Spezialwissen notwendig, die die Studios jeweils bereitstellen.
Das Studio (auch Theaterlabor genannt, oft stellvertretend für das ganze Labor für Theater- und Veranstaltungstechnik) bildet die Maschinerie an der Decke eines Bühnenhauses ab. Hand- und Maschinenzüge, Steuerungen, Beleuchterbrücke und Tonanlage machen Übungen wie in einem echten Betrieb möglich. Studierende erlernen in dem Studio die Grundlagen der Bühnentechnik.
Mitarbeiter: Torsten Scholz
Das Studio ist ganz der Kreativität gewidmet. Die Studierenden bauen Modelle, Bühnenentwürfe und Präsentationen. In dem Raum, ausgestattet mit Werkzeugen und Materialien, findet außerdem Seminare und freie Projektarbeit statt.
Mitarbeiterin: Angelika Winter-Kriseleit
Klein, aber oho: Das 1:4-Studio enthält ein exaktes Abbild der Bühne der Deutschen Oper – mit Portal, Hauptvorhang, Drehscheibe und Beleuchtungsanlage. Mit dem Maßstab 1:4 ist es zwar kleiner, aber vollständig funktional. Im Studio lassen sich szenische Entwürfe, Kompositionen sowie Beleuchtungen und Inszenierungen erproben.
Ohne Licht, keine Show: Bühnen- und Konzertbeleuchtung steht im Fokus des Lichtstudios. In dem Raum ist dafür dauerhaft ein Traversensystem (ein sog. „Ground Support“) aufgebaut, der Aufhängungspunkte für (motorisierte) Scheinwerfer bietet. Mit Steuerungspulten können komplexe Beleuchtungsszenen programmiert werden.
Audio-, Video-, Medientechnik und Netzwerktechnik: Das Medienstudio umfasst Soundanlagen, Aufnahme-Setups, Kameratechnik, LED-Wände und Projektoren, Steuerungslösungen und Spezialsoftware, etwa für Akustiksimulationen. Den Studierenden stehen außerdem ein mobiler Medienserver und mehrere stationäre und mobile Workstations zur Verfügung.
Mitarbeiter: Arnim Bautz
Ergänzt werden die Studios durch eine Tischlerei, in der Studierende Dekorationsbauten für Theateraufführungen, Ausstellungen und Veranstaltungen herstellen. Der Maschinenraum ist mit gängigen stationären Holzbearbeitungsmaschinen sowie diversen Handmaschinen ausgestattet, ein Bankraum ermöglicht eigenständiges Arbeiten.
Mitarbeiter: Enrico Krüper
In den Studios lehren Professor*innen und Labormitarbeiter*innen die technischen, gestalterischen und organisatorischen Aspekte moderner Theaterproduktionen und Veranstaltungen. Dafür lernen und erproben die Studierenden im Bachelorstudiengang Theater- und Veranstaltungstechnik und -management und im Masterstudiengang Veranstaltungstechnik und -management reale Abläufe. In ihrem Studium können sie außerdem Schwerpunkte setzen, die die einzelnen Studios wiederum abdecken.
Wie in der Branche üblich, agieren die Gewerke auch an der Hochschule selbstständig – und doch zusammen. Dies spiegelt sich in der Lehre wider: Gemeinsame Projekte, parallel laufende Proben und technische Abstimmungen gehören zum Alltag der rund 400 Studierenden. Der Laborleiter hat dabei den Berufsalltag im Blick: „Für große Veranstaltungen werden Spezialisten benötigt. Je kleiner die Events sind, desto mehr muss alles aus einer Hand kommen.“
Eine Herausforderung für den Laborbetrieb sieht der Professor in der Finanzierung. „Der Etat reicht für nicht viel mehr als den Unterhalt.“ Neue Geräte anzuschaffen, bereite Probleme, weil Theater- und Veranstaltungstechnik komplex und teuer sei. Glücklicherweise könne das Team auf ein Netzwerk zu Theatern, Firmen und Ehemaligen zurückgreifen, die immer wieder Dauerleihgaben überlassen.
Aber auch die Studienprojekte stoßen schnell an finanzielle Grenzen. Ideen werden deshalb häufig in kleinem Maßstab umgesetzt, was günstiger ist und doch einen realistischen Eindruck hinterlässt.
In Deutschland sei das Labor einzigartig, sagt Alexander Lindau. Ausbildungsbetriebe gebe es viele, einen eigenständigen Studiengang nicht. Dies gehe auf seine Entstehung in den 1980er-Jahren zurück. Damals fehlten den Theatern Maschinenbauingenieur*innen mit Bühnen-Expertise.
Heutzutage verfolgt die BHT das Ziel, die Studierenden für Führungspositionen auszubilden, also beispielsweise für Spielstätten- und Festivalleitung, technische Direktion oder Projektmanagement. Dafür sollen sie möglichst vielfältige Erfahrungen sammeln – ein Anspruch, den das Labor für Theater- und Veranstaltungstechnik möglich macht.
Was sind Ihre Aufgaben?
Im Theaterlabor bin ich für das Theaterstudio zuständig. Ich beschäftige mich mit bühnentechnischen Aufbauten wie Treppen, Versenkungen, Drehbühnen, Prospektzügen, Podestmaterial und deren Umsetzung auf der Bühne. Im Labor gibt es dafür Bühnenmaschinen und Steuerungstechnik. Pulte müssen bedient oder programmiert werden, um Züge, Rollsysteme, Hänge- oder Schienenvorrichtungen zu fahren. Sicherheit ist sehr wichtig.
Was macht Ihnen Spaß?
Mir machen die Semesterprojekte, in denen wir mit den Studierenden echte Veranstaltungen umsetzen, am meisten Freude. Wir führen zum Beispiel Theaterstücke auf unserer eigenen kleinen Bühne im Labor auf. Zusammen mit der Kunsthochschule haben wir eine Modenschau auf die Beine gestellt, wobei unsere Studierenden für Laufsteg, Licht, Ton und Technik zuständig waren.
Was sind die Herausforderungen im Labor?
Ich muss die Technik immer aktuell halten, besonders die Software. Herausfordernd können auch Umbauten in unserem Theater sein. Im Labor müssen wir Angestellten uns viel absprechen, da jeder in seinem Bereich seine Expertise hat. Ein Beispiel: Wie ein Kostüm auf der Bühne aussieht, hängt stark von der Beleuchtung ab.
Wie ist die Zusammenarbeit?
Wir Angestellten haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Studierenden. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und in den Projekten lassen wir die Studierenden autark arbeiten. Wir geben natürlich Tipps und stehen bei Fragen zur Seite, auch außerhalb des Unterrichts. Es ist ein produktives Miteinander.
EIn Video aus dem Lehrfilmstudio der BHT zeigt das Theaterstudio und das Studio für Veranstaltungsgestaltung.