Wie gelingt der Wissenstransfer?

Biotechnologie-Expertin Prof. Dr. Elisabeth Grohmann, Fachbereich V der BHT, spricht in der Rubrik "Drei Fragen, drei Antworten" über Antibiotika-Forschung, Wissenstransfer und wie die Gesellschaft widerstandsfähiger wird.

Prof. Dr. Elisabeth Grohmann
Prof. Dr. Elisabeth GrohmannBild: Anna Schwarz

Prof. Dr. Grohmann, Sie forschen zu Antibiotika-Resistenzen. Was heißt dies genau? Inwiefern tragen Ihre Erkenntnisse dazu bei, die Gesellschaft robuster zu machen?

Von Antibiotika-Resistenz ist die Rede, wenn Antibiotika nicht mehr gegen bakterielle Krankheitserreger wirken. Die Mikroorganismen haben einen Schutzmechanismus entwickelt. Wir erforschen, wie er funktioniert und wie sich Resistenzen ausbreiten. Die Forschung trägt sehr wohl dazu bei, die Gesellschaft robuster zu machen, indem sie das Problem bewusst macht. Die Gesellschaft kann die Erkenntnisse auch selbst anwenden, um die Bildung von Resistenzen zu verhindern. Dazu gehört beispielsweise, nicht mehr benötigte Antibiotika-Medikamente in einer Apotheke abzugeben. Bei einer Viruserkrankung sollte man sich kein Antibiotikum verschreiben lassen, da es gegen Viren nicht wirkt. Außerdem sollten Desinfektionsmittel nur genutzt werden, wenn es notwendig ist.

Wie gelingt es Ihnen, Ergebnisse der Hochschulforschung in die Gesellschaft zu tragen?

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, eigene Erkenntnisse mit anderen Wissenschaftler*innen zu teilen. Dazu gehören auch die Studierenden. Sie können Multiplikatoren sein, etwa innerhalb ihrer Familien. Außerdem informieren wir auf externen Veranstaltungen. Wir engagieren uns auch in Workshops für landwirtschaftliche Betriebe. Mir ist es ebenfalls wichtig, Wissen in die Schulen zu tragen. Ich nehme am Programm „Call a Scientist“ teil. Berliner Schulen können darüber Wissenschaftler*innen einladen, die im Schulunterricht einen Fachvortrag in einer alltagsverständlichen Sprache halten. So verbreiten sich die Informationen, auch in den Freundeskreisen der Schüler*innen.

Weshalb kann der Transfer von Forschungsergebnissen scheitern?

Die Vernetzung zwischen Forschungszentren, Universitäten und Außenwelt funktioniert nicht optimal. Manche Forschungsthemen sind allerdings auch dermaßen schwierig, dass sie sich für Menschen ohne Interesse oder Vorkenntnisse kaum verständlichen darstellen lassen. Dies muss auch nicht immer sein, etwa bei Erkenntnissen zu komplizierten chemischen und biologischen Reaktionsmechanismen. Allerdings gibt es überall im akademischen Betrieb auch Wissenschaftler*innen, die in ihrem Elfenbeinturm forschen oder sich nur mit Expert*innen austauschen. Im Gegensatz dazu ist der Vorteil der Hochschulen, dass sie angewandte Wissenschaft betreiben. Der Fokus liegt immer darauf, neues Wissen in die Praxis zu überführen. 


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